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Wissen

Stuhlveränderungen oder Blut im Stuhl?

Klärung schafft nur der Arzt

Der Stuhlgang ist beredt. Er sagt eine Menge aus, etwa, ob wir uns ausgewogen ernähren und das Magen-Darm-System intakt ist. Nicht nur die Häufigkeit der Sitzungen, sondern auch die Merkmale dessen, was hinten rauskommt, sind es wert, beachtet zu werden. So liefern Beschaffenheit, Farbe und Geruch doch wichtige Hinweise auf unseren Gesundheitszustand.

Aus diesem Grund steht der Darm mit seinen Ausscheidungen seit einigen Jahren verstärkt auch im Fokus von Forschern, insbesondere im Bereich der Mikrobiomforschung. Unter dem Mikrobiom versteht man die Gesamtheit der Mikroorganismen, die ein Lebewesen besiedeln. Das Darmmikrobiom setzt sich bei erwachsenen Menschen aus ca. 1.000 Bakterienarten zusammen. Die meisten Bakterien lassen sich nicht auf Nährböden anzüchten, sondern können nur durch molekularbiologische Methoden nachgewiesen werden. Das Mikrobiom scheint ein neuer Ansatzpunkt zum Verständnis für das Auftreten von unter anderem Übergewicht, Autoimmunerkrankungen oder psychischen Krankheitsbildern zu sein.

Mit bloßem Auge erscheint der normale Stuhlgang bräunlich, weich und geschmeidig mit geformter Konsistenz. Dies schwankt aber je nach aufgenommener Nahrung oder individueller körperlicher und psychischer Verfassung. Die Stuhlfrequenz ist bei den meisten Menschen täglich, kann aber auch bei gesunden Menschen von drei Mal täglich bis drei Mal wöchentlich variieren. Das tägliche Stuhlgewicht liegt beim Europäer durchschnittlich bei 100 bis 200 Gramm, kann sich aber bei vegetarischer Ernährung aufgrund des erhöhten Ballaststoffanteils auf 350 Gramm erhöhen. Die braune Stuhlfarbe kommt durch das Sterkobilin zustande, ein Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin. Die übrigen Abbauprodukte des Hämoglobins werden über den Urin ausgeschieden.
 

Stuhlverfärbung durch Nahrungsmittel

Neben der Ernährung kann sich die Farbe des Stuhls jedoch auch durch eine Erkrankung verändern – einige Beispiele:
 

  • Hellfarbener Stuhlgangaufklappeneinklappen

    Dies kann ein Hinweis auf eine Gallengangserkrankung sein, da die Gallenflüssigkeit für die Färbung des Stuhlgangs mitverantwortlich ist. Durch eine Verlegung des Gallengangs kann es daher zu Stuhlentfärbungen kommen. Zur weiteren Abklärung hilft hier eine Laborwertebestimmung sowie Bildgebung mittels Ultraschalluntersuchung, um gegebenenfalls weitere Untersuchungen anzuschließen.

  • Roter Stuhlgangaufklappeneinklappen

    Diese Stuhlfarbe kann durch eine Blutung im Verdauungssystem auftreten, die unbedingt von einem Gastroenterologen, also einem Facharzt für Magen- und Darmerkrankungen, abzuklären ist. Dieser kann mittels endoskopischer Untersuchungen nach Ursachen für die Blutung suchen. Möglicherweise liegt eine einfach zu behandelnde Blutung aufgrund von Hämorrhoiden vor. Ursachen können darüber hinaus eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung oder sogar eine Tumorerkrankung sein.

  • Schwarzer Stuhlgangaufklappeneinklappen

    Ein schwarz gefärbter Stuhlgang kann ebenfalls durch eine Blutung, zumeist im oberen Verdauungstrakt, auftreten. Man spricht dann vom sogenannten Teerstuhl. Der Stuhlgang kann sich aber auch durch die Einnahme von Medikamenten wie Eisentabletten schwarz verfärben.


Veränderungen der Stuhlkonsistenz

Zur Beschreibung der Stuhlkonsistenz wird die sogenannte Bristol Stool Form Scale angewandt. Hierbei wird die genaue Form des Stuhlgangs bei Verstopfung, normalem Stuhlgang und bei Durchfällen beschrieben.

Die Stuhlentleerung, in der medizinischen Fachsprache auch Defäkation genannt, wird durch peristaltische Bewegungen in höheren Darmabschnitten ausgelöst. Tritt der Stuhlgang in den letzten Darmabschnitt, den Mastdarm, ein, werden sogenannte Dehnungsrezeptoren in der Darmwand erregt. Über Nervenbahnen senden diese Signale bis ins Gehirn. Durch zunehmende Füllung des Mastdarms kommt es reflektorisch zur Erweiterung des inneren Schließmuskels (Musculus sphincter ani internus), der äußere willkürliche Schließmuskel (Musculus sphincter ani externus) bleibt jedoch kontrahiert. Hierdurch wird die Kontinenz aufrechterhalten. Bei der Stuhlentleerung kommt es dann unter anderem zur Erschlaffung beider Schließmuskeln und zur reflektorischen Kontraktion des unteren Darmabschnitts. Der Vorgang kann durch den Einsatz der Bauchmuskulatur unterstützt werden.
 

Verstopfung (Obstipation)

Eine Verstopfung, medizinisch Obstipation, liegt dann vor, wenn es zu nicht mehr als zwei Stuhlgängen pro Woche kommt und eine Stuhlentleerung nur unter heftigem Pressen möglich ist, harte oder knollige Stuhlgänge vorliegen, eine inkomplette Stuhlentleerung mit einem Gefühl der analen Blockierung besteht oder eine Stuhlentleerung selbst herbeigeführt werden muss.

Ursachen für eine Verstopfung können unter anderem in der allgemeinen Lebensweise wie mangelnder Flüssigkeitsaufnahme, zu wenig Bewegung oder zu geringer Ballaststoffaufnahme begründet sein. Außerdem lösen auch viele Medikamente eine Verstopfung aus. Daneben können auch ganz unterschiedliche Krankheitsbilder zu einer Verstopfung führen, beispielsweise

  • neurologische Erkrankungen wie Morbus Parkinson,
  • psychogene Krankheiten wie Depression,
  • endokrinologische Störungen wie eine Schilddrüsenunterfunktion,
  • durch Tumorerkrankungen ausgelöste Engstellen,
  • funktionelle Störungen wie ein Reizdarmsyndrom oder
  • sehr schmerzhafte Einrisse in der Analschleimhaut bei einer Analfissur

Um die Ursachen einer länger anhaltenden Verstopfung abzuklären, führt der behandelnde Arzt neben laborchemischen Untersuchungen auch eine Darmspiegelung (Koloskopie) und gegebenenfalls eine Enddarmspiegelung (Proktoskopie) durch. Eine weitere mögliche Ursache für die Obstipation kann in einer Fehlfunktion des Schließmuskels liegen. Eventuelle Störungen lassen sich durch eine Druckmessung im Enddarm (Analmanometrie) feststellen. Zusätzlich kann ein Radiologe Ursachen für Entleerungsstörungen mittels bildgebender Verfahren nachweisen.
 

Durchfall (Diarrhoen)

Tritt der Stuhlgang mehr als drei Mal täglich auf und ist die Stuhlmenge vermehrt und von der Konsistenz her flüssig, ist von Durchfall die Rede. Prinzipiell können dem zwei Ursachen zugrunde liegen: eine gestörte Resorption, das heißt die Aufnahme von Wasser und Salzen (Elektrolyte) in den Zellen, oder eine gesteigerte Abgabe (Sekretion) dieser Stoffe. Außerdem kann man zwischen akuten (bis zu zwei Wochen) und chronischen Durchfällen (ab vier Wochen) unterscheiden.

Akute Diarrhoen entstehen im Regelfall aufgrund von Infektionserkrankungen im Darm, die durch Bakterien, Viren oder Parasiten ausgelöst werden.

Die Ursachen für chronische Diarrhoen sind hingegen sehr vielfältig. Unter anderem können eine Unverträglichkeit von Gluten, eine Fruktoseintoleranz, Nahrungsmittelallergien, eine unzureichende Funktion der Bauchspeicheldrüse, die Einnahme bestimmter Medikamente, eine Schilddrüsenüberfunktion oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen vorliegen.

Um dies herauszufinden, stehen zahlreiche Möglichkeiten wie laborchemische Untersuchungen, Stuhluntersuchungen, Funktionstestungen und endoskopische Untersuchungen zur Verfügung.
 

Fettstuhl (Steatorrhoe)

Unter Fettstuhl versteht man voluminöse lehmfarbene, häufig übelriechende Stuhlgänge, die durch eine Fettverdauungsstörung zustande kommen. Als Ursache kann eine Bauchspeicheldrüsenfunktionsstörung im Rahmen einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung vorliegen. Zur weiteren Abklärung sollten Enzyme im Stuhl zur Funktionsprüfung bestimmt werden, und es sollte durch bildgebende oder endoskopische Verfahren nach organischen Erkrankungen gesucht werden (z. B. chronische Pankreatitis, Glutenunverträglichkeit, Morbus Crohn).
 

Wird der Stuhlgang über einen längeren Zeitraum hinweg als „unnormal“ wahrgenommen, ist zur Abklärung möglicher Ursachen in jedem Fall ein Arztbesuch ratsam.