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Wissen

Keine Angst vor der Darmspiegelung

Chefarzt Prof. Dr. Bruno Neu im Interview

Darmkrebs ist, wenn er frühzeitig erkannt wird, in den meisten Fällen heilbar – und ist doch immer noch die zweithäufigste Krebstodesursache. Wie ist es Ihrer Auffassung nach zu erklären, dass so wenige Menschen das Vorsorgeangebot nutzen?

Tatsächlich wird die Darmspiegelung gerade einmal von 10 bis 20 Prozent der angesprochenen Bevölkerung wahrgenommen. Ich glaube, dass Vorsorgeuntersuchungen ganz allgemein zu selten genutzt werden. Ausnahmen dürften der Besuch beim Zahnarzt oder beim Frauenarzt sein. Wir haben von frühester Jugend an gelernt, dass es schmerzt, wenn wir uns um unsere Zähne nicht kümmern. Und der Besuch beim Frauenarzt wird den jungen Mädchen sehr früh von ihren Müttern beigebracht. Ansonsten gehen alle ungern zum Arzt, wenn es nicht zwickt und sticht.


Viele Menschen fragen sich, ob es für die Vorsorge nicht ausreicht, beim Hausarzt oder beim Gynäkologen einen Test auf verstecktes Blut im Stuhl zu machen. Wie lautet Ihre Antwort?

Der Vorteil dieses Tests liegt sicherlich darin, dass er schnell, zu Hause und ohne Darmreinigung durchgeführt werden kann. Ich sehe ihn übrigens nicht als Konkurrenz, sondern als nützliche Ergänzung zur Darmspiegelung. Bevor man die Darmspiegelung über Jahre vor sich herschiebt, sollte man zumindest den Test auf verstecktes Blut durchführen – er wird bereits ab dem 50. Lebensjahr von den Kassen übernommen. Allerdings lassen sich Polypen als Vorstufen von Darmkrebs so nicht entdecken. Mit der Darmspiegelung ist das sehr wohl möglich. Und wir wollen ja die Vorstufen erkennen und beseitigen – nicht erst den Krebs finden.


Für welche Personen- und Altersgruppen kommt die Darmspiegelung in Betracht?

Natürlich kann die Darmspiegelung in jedem Alter durchgeführt werden. Von den gesetzlichen Krankenkassen wird die Vorsorgekoloskopie ab einem Alter von 55 Jahren empfohlen und bezahlt, die Wiederholungsspiegelung nach 10 Jahren. Menschen, in deren Familie Fälle von Darmkrebs bekannt sind, sollten sich früher untersuchen lassen. Kürzere Intervalle sind im Rahmen von Nachsorgeuntersuchungen angezeigt, etwa wenn Polypen entfernt wurden oder nach einer Darmkrebsbehandlung. Eine Darmspiegelung sollte natürlich auch bei positivem Testergebnis auf verstecktes Blut und bei sichtbarem Blut im Stuhl durchgeführt werden. Anhaltende Schmerzen im Unterbauch, Durchfall und Verstopfung im Wechsel u. Ä. können Warnzeichen sein, die ebenfalls mit einer Darmspiegelung abgeklärt werden sollten.


Was genau passiert bei der Untersuchung?

Auf Wunsch erhält der Patient eine Schlafspritze, die ihn in einen leichten Dämmerschlaf versetzt. Die Untersuchung selbst wird ganz vorsichtig mit einem biegsamen Endoskop durchgeführt. Mithilfe des kleinen beweglichen Kamerakopfes kann man hinter allen Falten und Biegungen nach Veränderungen wie Polypen suchen. Die gesamte Darmspiegelung dauert etwa 20 Minuten. Die meisten Patienten sind am Ende positiv überrascht, wie wenig unangenehm die Prozedur war.


Welche Vorbereitungen sind zu treffen? Was ist danach zu beachten?

Damit wir den Darm genau beurteilen können, muss er zuvor gut gereinigt werden. Für den Tag vor der Untersuchung erhält der Patient daher ein spezielles Abführmittel. Bei LAKUMED gibt es nach der Untersuchung eine »Belohnung«: Die Patienten bekommen ein kleines Frühstück. Falls der Patient eine Schlafspritze bekommen hat, ruht er sich unter Überwachung noch etwas aus und sollte dann abgeholt oder mit dem Taxi nach Hause gebracht werden. Weil die Schlafspritze möglicherweise noch etwas nachwirkt, dürfen die Patienten an dem Tag nicht mehr Auto fahren oder Maschinen bedienen.