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Wissen

Darmkrebs: Hilfe, warum brauche ich so viele Ärzte?

Über die Vorteile einer interdisziplinären Darmkrebsbehandlung

Eine interdisziplinäre Behandlung bei Darmkrebs bedeutet für den Patienten vor allem eines: Hilfe kommt von allen Spezialisten gemeinsam. Erfahrene Ärzte aus den unterschiedlichen Fachdisziplinen beraten über die Befunde jedes einzelnen Patienten und legen eine individuelle Therapie fest. Einen Rahmen für die individuelle Therapieentscheidung bilden unter anderem die Leitlinien der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG).
 

Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Mehr als der Blick über den Tellerrand

In einem Darmkrebszentrum werden Diagnostik und Therapie zusammengeführt. Auch wenn die chirurgische Behandlung die größte Säule in der erfolgreichen Therapie von Darmkrebs darstellt, so können deren Ergebnisse durch zusätzliche Diagnostik und Therapien verbessert und das Risiko des Wiederaufflammens der Tumorerkrankung (Rezidiv) vermindert werden. Um das zu erreichen, bedarf es der Zusammenarbeit von Gastroenterologen, Radiologen, Strahlentherapeuten, Onkologen, Kardiologen, Psychoonkologen, Ernährungsspezialisten und Physiotherapeuten.


Interdisziplinäre Zusammenarbeit bei Tumorerkrankungen

Tumorerkrankungen sind prädestiniert für eine interdisziplinäre Zusammenarbeit, denn hier müssen Therapie und Diagnostik verwoben werden. Da hierzu verschiedene Spezialisten nötig sind, ergibt sich das Gemeinsame von alleine. Ein Gastroenterologe, der chirurgisch denkt, und ein Chirurg, der gastroenterologisch denkt, sind das Dream-Team im Rahmen interdisziplinärer Zusammenarbeit. Der unterschiedliche Blickwinkel der einzelnen Teilnehmer ermöglicht immer, den für den Patienten optimalen Weg zu finden.


Das Tumorboard: Alle für einen gegen den Darmkrebs

Das sogenannte Tumorboard – auch Tumorkonferenz genannt – ist eine wichtige Plattform für die interdisziplinäre Zusammenarbeit. Es dient dem Austausch der beteiligten Fachdisziplinen sowie der Diskussion und Festlegung von Therapien. Das Board trifft sich regelmäßig mindestens einmal pro Woche und befasst sich mit jedem einzelnen Darmkrebspatienten. Teilnehmer des Tumorboards sind Viszeralchirurgen, Gastroenterologen, Strahlentherapeuten, Onkologen, Pathologen und Radiologen. Die Leitung hat entweder der Onkologe oder der Chirurg. Auch dem ambulanten Bereich ist das Tumorboard zugänglich, das heißt: Auch der behandelnde niedergelassene Arzt kann an der Besprechung zu seinem Patienten teilnehmen.

Bei Darmkrebspatienten (und allen anderen Krebspatienten) werden Eingriffe wie eine Operation immer zuvor besprochen. Jeder Fall wird mit allen Untersuchungsergebnissen einschließlich der Bilddokumentation und der feingeweblichen Daten vorgestellt, und es wird ein Vorschlag zur weiteren Therapie gemacht. Dieser Vorschlag wird entweder akzeptiert oder nach Diskussion aller Expertenmeinungen geändert. Eine Abweichung von den Leitlinien der Deutschen Krebsgesellschaft muss begründet werden.

Die Entscheidung wird in einem Protokoll festgehalten, das im Krankenhausinformationssystem (KIS) abgelegt wird. Durch die Dokumentation im System können die behandelnden Ärzte später alle Entscheidungen nachlesen und ihre Patienten entsprechend informieren. Ist der Patient bereits entlassen, wird er noch einmal ambulant einbestellt und durch einen Facharzt informiert.

Nach abgeschlossener Therapie des Primärtumors verbleibt der Patient in der Tumornachsorge. Der zuständige Onkologe stellt den Patienten bei Veränderungen des Zustands erneut im Tumorboard vor. Der Zeitrahmen dieser Überwachung beträgt meistens fünf Jahre.

Das Tumorboard ist die Plattform der interdisziplinären Behandlung und der Schlüssel zu einer bestmöglich abgestimmten diagnostischen und therapeutischen Betreuung unserer Darmkrebspatienten.

Prof. Dr. med. Johannes Schmidt