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Chronische Schmerzen - Wege aus der psychischen Belastung

Akute und chronische Schmerzen – was ist der Unterschied?

Verletzt man sich, reagiert der Körper mit Schmerz. Je nach Verletzung unterscheiden sich die Schmerzen dabei in ihrer Dauer und Intensität. Diese akuten Schmerzen sind sinnvoll, denn sie sorgen dafür, dass man instinktiv die Hand von einer heißen Herdplatte zurückzieht. Ist es bereits zu einer Gewebeschädigung gekommen, so sorgen die Schmerzen dafür, dass man die Wunde schont. Deshalb können Schmerzen bei schweren Verletzungen wie z.B. Knochenbrüchen, Bänderrissen oder Bandscheibenvorfällen bis zu drei Monate andauern. Bestehen die Schmerzen jedoch seit mindestens drei bis sechs Monaten und sind stets vorhanden oder kehren häufig wieder und beeinträchtigen den Patienten körperlich (Beweglichkeitsverlust, Funktionseinschränkung), körperlich-kognitiv (Befindlichkeit, Stimmung, Denken) und sozial (Familie, Freunde, Beruf), so spricht man von chronischen Schmerzen.

Chronische Schmerzen haben jedoch, anders als akute, keine sinnvolle Wirkung mehr. Forscher gehen davon aus, dass chronische Schmerzen die Folge von überempfindlichen Nervenzellen oder chronischen Entzündungen sind. 


Wie entstehen chronische Schmerzen?

Die Schmerzrezeptoren, welche im ganzen Körper aktiv sind, leiten bedrohliche/schmerzhafte Reize über unsere Nervenbahnen an das Rückenmark und von dort aus weiter in unser Gehirn. Durch anhaltende Schmerzreize werden die Nervenzellen jedoch zunehmend sensibler für Reize - die Schmerzschwelle sinkt also. Wird ein Informationsweg über eine bestimmte Synapse (Verbindungsstelle zwischen zwei Nervenzellen) häufig verwendet, so verändert sich diese. Sie wird größer und die Übertragung effektiver. Durch anhaltenden Schmerz werden die Verbindungsstellen, welche für die Schmerzübertragung zuständig sind, also ständig aktiviert. Dies hinterlässt sogenannte „Schmerzspuren“ im schmerzverarbeitenden System, welche sich bis in das Gehirn fortsetzen. Hieraus entwickelt sich das sogenannte „Schmerzgedächtnis“. 

Infolgedessen nehmen diese Patienten bereits geringste Schmerzreize oder sogar Berührungen als Schmerzen wahr. Obwohl die Ursache also bereits abgeheilt ist, halten die Schmerzen weiterhin an.

Beispiele für chronische Schmerzerkrankungen oder Erkrankungen, die zu chronischen Schmerzen führen können, sind:

  • Arthrose
  • Diabetes mellitus
  • Fibromyalgie
  • Rheuma (rheumatoide Arthritis)
  • Rücken- und Wirbelsäulenerkrankungen
  • Kopfschmerzen wie chronische Migräne oder chronische Spannungskopfschmerzen

Chronische Schmerzen können jedoch auch psychische Ursachen haben: 

So leiden ca. 15-30% der chronischen Schmerzpatienten an einer posttraumatischen Belastungsstörung. Es ist auch wichtig, wie Betroffene mit dem Schmerz umgehen.

Psychologische Risikofaktoren für eine Chronifizierung von Schmerzen sind unter anderem:

  • Stetiger Stress und Belastungssituationen
  • Zunehmende Passivität, Schon- und Fehlhaltungen, verminderte körperliche Leistungsfähigkeit aufgrund schmerzbezogener Angst
  • Durchhaltestrategien („ein Indianer kennt keinen Schmerz“) und ständiges Ignorieren von Belastungsgrenzen
  • Anhaltendes Nachdenken und Grübeln über die Schmerzen
  • Kein Sprechen über die Schmerzen
  • Überbewertung von Körperempfindungen und Krankheitsfolgen („Katastrophisieren“)
  • Verzweiflung oder Entmutigung
  • Überzeugung, körperlich nicht mehr belastbar zu sein (Folgen: veränderte Rolle innerhalb der Familie, sozialer Rückzug, Probleme im Beruf)

Chronische Schmerzen führen jedoch selbst auch zu Veränderungen der Psyche, hierzu zählen z.B.:

  • Schlafstörungen
  • Angststörungen
  • Depressivität
  • Sozialer Rückzug
  • Aggressivität
  • verminderte Lebensqualität

Oft dauert es bis zu der Diagnose von chronischen Schmerzen sehr lange – zu lange. Viele Patienten haben eine Odyssee an Arztbesuchen, stationären Klinikaufenthalten und unterschiedlichsten Therapieversuchen hinter sich. Auch führt die verminderte Aktivität infolge der Schmerzen häufig zu sozialer Isolation, wodurch die Patienten ihre Lebensfreude verlieren, Kontakte meiden und Gefahr laufen, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Infolgedessen können bei den Betroffenen oftmals Depressionen entstehen. Dies wiederum stellt eine zusätzliche Herausforderung dar, da depressiv erkrankte Menschen häufig noch empfindlicher gegenüber Schmerzen werden.


Wann sollte ich zum Arzt und wie werden chronische Schmerzen behandelt?

Suchen Sie einen Arzt auf, wenn Sie folgendes bemerken:

  • Sie haben anhaltende oder immer wiederkehrende Schmerzen unklarer Ursache. 
  • Die Schmerzen werden immer schlimmer. 
  • Die Schmerzen werden von weiteren Symptomen begleitet, zum Beispiel chronische Rückenschmerzen mit Taubheitsgefühlen in den Beinen oder chronische Kopfschmerzen mit Bewusstseinsstörung.
  • Ihre Psyche, Ihr Alltagsleben und die Lebensqualität werden durch chronische Schmerzen beeinträchtigt.

Der Beginn von chronischen Schmerzen kann nicht genau festgelegt werden, vielmehr handelt es sich um einen schleichenden Prozess, bei dem soziale, psychologische und biologische Prozesse eine Rolle spielen. In speziellen Schmerztherapien ist es deshalb wichtig, zu Beginn ausführliche Gespräche mit den Betroffenen zu führen, um ein umfassendes Bild der jeweiligen Krankheitsgeschichte zu erhalten. Anschließend erfolgt meistens eine multimodale Therapie, bei der verschiedene Fachbegreife ineinandergreifen. Dies umfasst zum Beispiel Physiotherapie, medikamentöse Behandlung, Ergotherapie, Entspannungstherapie und auch Psychotherapie. Bei der Psychotherapie versucht man, schmerzauslösende Umweltreize umzupolen. Sind die Patienten durch Pharmaka kurzfristig schmerzfrei, werden die zuvor schmerzauslösenden Reize mit etwas Positivem verbunden.  

Wichtig auf der Seite des Behandelnden (u.a. Arzt, Therapeut) ist es, zu beachten, dass jeder Patient eine an seinen speziellen Krankheitsverlauf angepasste Therapie benötigt.


Wie kann ich einer Chronifizierung des Schmerzes vorbeugen?

Damit es gar nicht erst zu einer Chronifizierung kommt, gibt es einige Punkte, die Sie beachten können:

  • Frühzeitige und ausreichende Schmerzmedikation
  • Angemessene Akzeptanz der Erkrankung und der bestehenden Leistungseinbußen (balanced coping)
  • Ressourcenaktivierung, aktive Schmerzbewältigung 
  • Annahme sozialer Unterstützung (Partner, Angehörige, Freunde, Nachbarn etc.)
  • Vorherige konstruktive Krisenbewältigung (Selbstwirksamkeit)
  • Tragfähige Arzt-Patient-Beziehung

LAKUMED verfügt über ein Interdisziplinäres Zentrum für Schmerzmedizin - dort können Sie sich jederzeit gerne weiter informieren. 


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