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Kahnbeinbruch/ Skaphoidfraktur

Der Kahnbeinbruch ist der am öftesten vorkommende Bruch im Bereich der Handwurzel und entsteht meist durch einen Sturz auf die ausgestreckte Hand. Der Kahnbeinbruch zählt mit zwei Prozent Anteil auch insgesamt zu den häufigsten Knochenbrüchen des menschlichen Körpers.

Das Kahnbein (Skaphoid, Os scaphoideum) ist einer von acht Handwurzelknochen. Die Handwurzelknochen sind in zwei Reihen angeordnet, wobei sich das Kahnbein in der ersten Reihe unterhalb des Daumens befindet. Zusammen mit dem Mondbein bildet es das wichtige Gelenk zwischen Handwurzel und Unterarm, das für einen Großteil der Beweglichkeit und Kraftübertragung des Handgelenks verantwortlich ist.

Damit das Kahnbein bricht, sind große Kräfte erforderlich. Darum findet man Kahnbeinbrüche gehäuft bei einem jungen, sportlich aktiven männlichen Patientenklientel. Der Altersgipfel liegt zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr, das Geschlechterverhältnis beträgt etwa 5:1 (♂:♀).

Aufgrund der starken Kräfte, die zum Kahnbeinbruch führen, können auch benachbarte Strukturen Verletzungen erleiden. So kann das Band zwischen dem Kahnbein und dem benachbarten Mondbein (SL-Band) einreißen oder auch die Speiche brechen.
 


Symptome

Direkt nach dem Unfallereignis klagen die Patienten meist über starke Schmerzen am Handgelenk unterhalb des Daumens. Das Handgelenk ist angeschwollen und schmerzbedingt nur wenig beweglich.
 


Untersuchung

Bei der körperlichen Untersuchung durch den Arzt lässt sich ein besonderer Schmerzpunkt in der so genannten Tabatiere finden, der Stelle also, wo man beim Schnupfen den Schnupftabak platziert. Zur weiteren Abklärung sind spezielle Röntgenaufnahmen erforderlich. Leider sieht man Kahnbeinbrüche manchmal auch auf korrekt angefertigten Röntgenaufnahmen nicht, so dass zusätzlich eine Computertomographie angefertigt werden muss. Nicht erkannte Kahnbeinfrakturen heilen leider häufig nicht korrekt aus und bedürfen dann aufwändiger Rekonstruktionen (siehe hierzu auch im Kapitel Kahnbeinpseudarthrose). 
 


Behandlung

Früher wurden Kahnbeinbrüche meist durch Gipsruhigstellung behandelt. Leider führte dies in einem relativ hohen Prozentsatz zu schlechten Ergebnissen (Kahnbeinpseudarthrose) mit anschließender Arthrose im Handgelenk. Durch die Entwicklung spezieller Schrauben, die vollständig im Kahnbein versenkt werden können und zudem den Bruch unter eine günstige Kompression stellen, konnten die Ergebnisse erheblich verbessert werden. Die Art der Versorgung ist ganz wesentlich davon abhängig, an welcher Stelle das Kahnbein gebrochen ist und in welche Richtung der Bruch verläuft.


Konservativ

Die nicht-operative Behandlung des Kahnbeinbruchs mittels Gipsruhigstellung wird heute nur noch bei einfachen, nicht verschobenen Bruchformen durchgeführt. Dies gilt insbesondere für stabile Brüche des Kahnbeinhöckers (Tuberculum) sowie des körperfernen (distalen) Kahnbeindrittels. Die Ruhigstellung erfolgt für einen Zeitraum von sechs bis acht Wochen in einem Gips, welcher Handgelenk und Daumen einschließt. Zur Kontrolle werden mehrere Röntgenaufnahmen angefertigt.

Trotz konsequenter Gipsruhigstellung wächst der Kahnbeinbruch in einem gewissen Prozentsatz der Fälle nicht zusammen. Diese sollten dann unbedingt operiert werden, da die Spätfolgen eines nicht zusammengewachsenen Kahnbeinbruchs meist zu einem Gelenkverschleiß/ Arthrose im Handgelenk führen.


Operation

Durch die Entwicklung spezieller Schrauben konnte die Versorgung des Kahnbeinbruchs erheblich verbessert werden. Die nach ihrem Erfinder als Herbert-Schrauben bezeichneten Schrauben lassen sich vollständig im Kahnbein versenken, komprimieren den Bruch und müssen nicht mehr entfernt werden. Je nach Lokalisation und Typ des Bruchs gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Schraube einzubringen:

  1. Minimal-invasiv / percutan: Hierbei wird die Schraube über einen kleinen Zugang vorne (palmar) oder von hinten (dorsal) eingebracht.
  2. Vorderer (palmarer) Zugang: Über einen etwas größeren Hautschnitt wird das Kahnbein von vorne (palmar / beugeseitig) dargestellt und verschraubt.
  3. Hinterer (dorsaler) Zugang: Hier wird das Kahnbein von hinten (dorsal / streckseitig) dargestellt und verschraubt.

Abhängig von der Bruchform und dem gewählten Operationsverfahren ist eine Ruhigstellung im Gips von bis zu sechs Wochen erforderlich.

Die Wahl, welches der einzelnen Operationsverfahren zur Anwendung kommt, muss in jedem Fall individuell vorgenommen werden. Der erfahrene Handchirurg wird sämtliche Verfahren beherrschen.