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Wissen

Wenn das Hüftgelenk anschlägt – über das Hüftimpingement

Operationen an der Hüfte gehören zu den häufigsten chirurgischen Eingriffen in Deutschland. Jedes Jahr werden etwa 200.000 Hüftgelenke ersetzt.

Damit sind künstliche Hüftgelenke vor neuen Kniegelenken (circa 170.000 pro Jahr) die mit Abstand am weitesten verbreiteten Endoprothesen unter den Deutschen. Vor allem bei älteren Menschen macht eine altersbedingte Arthrose eine Operation notwendig. Aber auch jüngere Generationen sind betroffen, zum Beispiel beim Impingementsyndrom.

Für Knorpelverlust, Bewegungseinschränkung und Schmerzen in der Hüfte kann das sogenannte Hüftimpingement verantwortlich sein. Bei dieser Erkrankung führt ein Formfehler des Hüftgelenks dazu, dass der Schenkelhals gegen den Pfannenrand anschlägt. Wenn die Fehlform stärker ausgeprägt ist, setzen sich im Gelenk zerstörerische Kräfte frei. Hierdurch werden im Laufe der Zeit der angrenzende Pfannenrand und Knorpel zerstört, und es kommt zur Arthrose. Wie eine Schweizer Forschungsgruppe ermittelt hat, tritt dieser Formfehler häufig auf und betrifft etwa jeden Vierten. Bemerkt wird er aber oft bis ins hohe Alter nicht, da der Bewegungsspielraum der Hüfte von vielen Menschen selten in vollem Umfang ausgenutzt wird.
 


Ursachen und Diagnose des Hüftimpingements

Der Grund für die fehlende Passform der Hüfte ist in der Forschung weitgehend ungeklärt. Vor allem die Belastung in der Jugend spielt eine Rolle, zum Beispiel durch Kontaktsportarten wie Eishockey, Fußball oder Kampfsport. Auch Leistungssport generell erhöht das Risiko. Betroffene Sportler klagen dann über Schmerzen in der Leiste, die auch durch Drehbewegungen ausgelöst werden. 

Bei einer körperlichen Untersuchung lässt sich das Impingement leicht feststellen, wenn Patienten das Gelenk beispielsweise nur unter Schmerzen und in manchen Fällen auch nur mit Einschränkungen drehen können. Durch diese Situations- beziehungsweise Bewegungsabhängigkeit lässt sich beispielsweise das Hüftimpingement auch von der Arthrose unterscheiden. Zur genaueren Abklärung genügen in der Regel ein Röntgenbild in mehreren Ebenen und eine Kernspintomografie. Dann wird auch deutlich, ob für den Formfehler des Hüftgelenks die Gelenkpfanne (Acetabulum), der Hüftkopf (Caput femoris) oder beide verantwortlich sind. So ist das Beißzangen- oder auch Pincer-Impingement eine Fehlbildung der Hüftgelenkspfanne, das Nockenwellen- oder auch Cam-Impingement betrifft hingegen den Hüft- beziehungsweise den Oberschenkelkopf.
 


Behandlung des Hüftimpingements

Nicht alle der betroffenen Gelenke verschleißen so sehr, dass sie ersetzt werden müssen. Bei einem Hüftimpingement ist häufig der Schenkelhals zu klobig; dieser kann aber mit entsprechenden Instrumenten wieder in die richtige runde Form gebracht werden. Das Verfahren zur Beseitigung der Fehlform wurde in den vergangenen Jahren in der Schweiz etabliert und kann die Ursache der Arthrose bekämpfen.
Die Operation kann mit verschiedenen Methoden – bei geringer Ausprägung arthroskopisch-minimalinvasiv (minimaler Einschnitt unter Kamerakontrolle), bei ausgeprägtem Befund auch offen – durchgeführt werden. Je nach Methode sollte das Gelenk anschließend über eine kürzere oder längere Zeit geschont werden. Bei der minimalinvasiven Methode ermöglicht intensive Krankengymnastik, dass das Gelenk schnell wieder belastet werden kann. Der Krankenhausaufenthalt beträgt hier nur wenige Tage. Mit dem Eingriff sollen Schmerzen gelindert und ein Fortschreiten der Erkrankung sowie ein später eventuell erforderlicher Ersatz des Hüftgelenks verhindert werden. 

Nicht möglich ist der Erhalt des Gelenks jedoch, wenn sich bei der Untersuchung herausstellt, dass der Knorpel schon zur Hälfte verbraucht ist. Dann muss das Gelenk ersetzt werden.
 


Oft werden nur bei Sportlern oder sehr aktiven Personen Hüftimpingements festgestellt, da hier die Bewegungsspielräume voll ausgenutzt und die Gelenke stark beansprucht werden. Um die Entstehung von Hüftarthrosen zu verhindern, empfehlen sich bei Hüftschmerzen eine schnelle Abklärung und eine frühe Behandlung.

PD Dr. Ernst Sendtner