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Wissen

Die Handerkrankung „Morbus Dupuytren“ – wann ist eine Behandlung notwendig?

Morbus Dupuytren ist ein gutartiger Tumor des Bindegewebes in der Handinnenfläche, bei dem es zu einer Krümmung des betroffenen Fingers kommt.

Herr W. stellt sich in der Sprechstunde des Handchirurgen vor: Er habe schon seit längerem Knötchen in der Handinnenfläche bemerkt, und nun krümme sich in den letzten Monaten der kleine Finger immer mehr. Mittlerweile könne er ihn gar nicht mehr komplett strecken. Das behindere seinen Alltag: Immer wieder kratze er sich beim Frisieren versehentlich im Auge und beim Gesichtwaschen an der Wange. Gerade im Winter sei es ihm fast unmöglich gewesen, seine Handschuhe anzuziehen. Am unangenehmsten sei ihm aber, dass der gekrümmte Finger andere Menschen irritiere, wenn er ihnen die Hand gebe. Sie fragen: „Was hast du denn am Finger?“

Herr W. leidet – wie weit über eine Million weitere Patienten in Deutschland – unter einer sogenannten Fibromatose, genauer gesagt unter Morbus Dupuytren oder auch Dupuytren’scher Kontraktur, benannt nach Baron Guillaume Dupuytren (1777–1835), der die Erkrankung in Paris im Jahr 1832 vorstellte. 


Was ist ein Morbus Dupuytren?

Morbus Dupuytren ist ein gutartiger Tumor des Bindegewebes in der Handinnenfläche. Es bilden sich hierbei knotige und später strangartige Verdickungen im Bereich der Hohlhand. Der Strang ist keine Sehne, sondern eine Wucherung aus Kollagen, die wenig elastisch ist und die Streckung des Fingers blockiert. Der Verlauf der Krankheit zieht sich oft über Jahre und ist dabei schmerzfrei. Schrittweise kommt es zu einem Krümmen des betroffenen Fingers in die Handinnenfläche mit zunehmender Gebrauchseinschränkungen der Finger. Meist sind Klein- und Ringfinger betroffen.


Wie verläuft die Erkrankung?

Die Erkrankung verläuft in mehreren Stadien mit unterschiedlich schnellem Fortschreiten der Beschwerden. Es kann auch zu einem über Jahre dauernden Stillstand kommen. Zu Beginn spüren die Patienten in der Handinnenfläche kleine Knötchen, die besonders störend bei handwerklicher und intensiver Handarbeit sind, aber keine Schmerzen verursachen. In den nachfolgenden Stadien zieht es den betroffenen Finger immer weiter in die Hohlhand ein, er krümmt sich. Im weiteren Verlauf bilden sich Stränge aus, die bis zu den Fingerendgliedern ziehen können und die betroffenen Finger vollständig in die Handinnenfläche krümmen lassen. Diese Entwicklung kann zehn Jahre und länger dauern. 


Wer ist besonders betroffen?

Überwiegend betroffen sind Männer zwischen 40 und 60 Jahren, bei Frauen tritt Morbus Dupuytren seltener und etwas später auf. Die Ursache ist bis heute unklar, eine familiäre Häufung kann aber beobachtet werden. Es wird vermutet, dass die Erkrankung erblich ist, für einen Ausbruch jedoch zusätzlich bestimmte Auslöser verantwortlich sind. Auch 180 Jahre nach seiner Entdeckung sind die Ursachen des Morbus Dupuytren noch nicht vollständig geklärt. 


Wie wird die Krankheit diagnostiziert?

Meist genügt ein Blick auf die Hand in Zusammenhang mit der Krankheitsgeschichte und einer körperlichen Untersuchung. Da Knötchen in der Hand auch bei anderen Erkrankungen entstehen können, schließt der Arzt weitere Ursachen wie beispielsweise Gelenkverschleiß oder verhärtete Narben aus. Eventuell muss dafür ein Röntgenbild angefertigt werden. 


Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Bisher konnte noch keine zufriedenstellende konservative Therapie entwickelt werden. Physiotherapie oder Schienenbehandlungen haben keinen nachgewiesenen langfristigen Effekt auf das Fortschreiten der Erkrankung gezeigt, genauso wenig wie eine bestimmte Ernährungsweise. Trotzdem gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die je nach Ausprägung der Erkrankung angewandt werden. 

Im Anfangsstadium kann mit einer Bestrahlung gegebenenfalls das Fortschreiten der Krankheit etwas verbessert und hinausgezögert werden. 

Des Weiteren kann in frühen Stadien eine perkutane Nadelfasziotomie (PNF) durchgeführt werden. Diese Behandlung kann ambulant, mit lokaler Betäubung und auch mehrfach erfolgen. Hier werden die Dupuytren-Stränge mit feinen Nadelstichen so weit geschwächt, dass im Anschluss der Finger manuell gestreckt werden kann und die Stränge so zerrissen werden können. 

Ähnlich wirkt die Injektion von Kollagenase, einem Enyzm. Dieses wird in den Dupuytren-Strang gespritzt und löst ihn teilweise auf. Nach ein paar Tagen Einwirkzeit wird der Strang wie bei der Nadelfasziotomie durch das Dehnen der Finger aufgebrochen. Diese Art der Therapie wird derzeit in Deutschland jedoch nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Beim weiteren Voranschreiten der Krankheit bleibt die operative Entfernung der Stränge die einzig bewährte Therapieform. Die OP kann mit einer Armbetäubung oder auch unter Vollnarkose durchgeführt werden. Je nach Ausprägung ist ein kurzer stationärer Aufenthalt sinnvoll und angebracht. Um das operative Ergebnis zu sichern, ist im Anschluss eine physiotherapeutische Nachbehandlung notwendig. Wenn eine Operation zum richtigen Zeitpunkt durchgeführt wird, kann der Patient die Finger im Anschluss meist wieder vollständig strecken und die Hand weitgehend normal gebrauchen.


Wie kann der Krankheit vorgebeugt werden?

Eine Behandlung, um der Erkrankung vorzubeugen oder ihr Auftreten zu verhindern, gibt es bisher nicht. Auch ein Wiederauftreten der Krankheit an der behandelten Stelle ist möglich. Je früher man an einem Morbus Dupuytren erkrankt ist, desto wahrscheinlicher ist eine erneute Erkrankung.
 

Eine Heilung von Morbus Dupuytren gibt es nicht. Man kann die Symptome aber gut mithilfe verschiedener Therapien behandeln. Die Behandlung muss individuell auf Sie abgestimmt werden, um ein optimales Ergebnis zu erlangen. Wir beraten Sie gerne!

Team der Abteilung für Plastische Chirurgie und Handchirurgie am Krankenhaus Landshut-Achdorf