Die Schilddrüsenoperation - Fragen und Antworten
Die Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsenchirurgie hat eine lange Tradition am Krankenhaus Vilsbiburg.
Die Klinik für endokrine Chirurgie ist seit 2014 das einzige von der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie DGAV zertifizierte Kompetenzzentrum für Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsenchirurgie in Niederbayern. Voraussetzung hierfür ist neben einer hohen Operationszahl auch die jahrelange Erfahrung und medizinische Kompetenz des Teams. Im Interview gibt Chefärztin Privatdozentin Dr. Kirsten Lindner Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um eine Schilddrüsenoperation.
Welche Folgen hat eine Schilddrüsenoperation?
PD Dr. Kirsten Lindner: Wurde die Schilddrüse vollständig oder weitgehend entfernt, muss lebenslang Schilddrüsenhormon durch Tabletten eingenommen werden. Dadurch kann die Funktion der Schilddrüse in der Regel problemlos ersetzt werden – ohne Nebenwirkungen. Wurde die Schilddrüse nicht vollständig entfernt, ist darüber hinaus in vielen Fällen auch eine ausreichende Jodid-Zufuhr zu empfehlen. So kann einer erneuten Knotenbildung vorgebeugt werden.
Können Knoten nach der Operation nachwachsen?
PD Dr. Kirsten Lindner: Insbesondere bei vielknotigen Schilddrüsen ist nach einer Operation das Risiko einer erneuten Knotenbildung erhöht. Deswegen wird die Schilddrüse – bzw. eine Seite der Schilddrüse – heute komplett oder fast komplett entfernt. Damit ist eine erneute Knotenbildung auf einer bereits operierten Schilddrüsenseite sehr unwahrscheinlich. Knoten in einem bis dahin nicht operierten Schilddrüsenlappen können ohne erhöhtes Risiko entfernt werden. Die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen bei der Operation eines bereits voroperierten Schilddrüsenlappens ist aufgrund der dann immer vorhandenen Verwachsungen jedoch erhöht.
Wie kann sich die Operation auf die Stimmbänder auswirken?
PD Dr. Kirsten Lindner: Als Folge einer Schilddrüsen- oder Nebenschilddrüsenoperation können die Stimmbänder gelähmt sein. Um das Risiko dafür zu senken, sollte der Stimmbandnerv während der Operation mithilfe einer Lupenbrille visuell dargestellt werden. Eine weitere Ergänzung ist das intraoperative Neuromonitoring, dass die Funktion des Nervs während der Operation darstellen kann. Wenn es dennoch zu einer Lähmung kommt, ist diese meist vorübergehend – nur selten gibt es bleibende Schäden.
Eine einseitige Stimmbandlähmung bleibt häufig unbemerkt – die Stimme kann dann heiser klingen. Da eine doppelseitige Stimmbandlähmung zu Stimmlosigkeit, Flüstersprache und / oder ausgeprägter Atemnot führen kann, wird während des Eingriffs mittels Neuromonitoring überprüft, ob der Stimmbandnerv bei der Entfernung der ersten Seite der Schilddrüse geschädigt wurde. Nur wenn dies ausgeschlossen werden kann, wird die zweite Seite der Schilddrüse in der gleichen Operation behandelt.
Wieso kann es in Folge einer Schilddrüsenoperation zu einem Kalziummangel kommen?
PD Dr. Kirsten Lindner: Für einen ausgeglichenen Kalziumspiegel sorgen unter anderem die Nebenschilddrüsen. Insbesondere bei Komplettentfernungen der Schilddrüse kommt es aufgrund von Irritation der direkt benachbarten Nebenschilddrüsen relativ häufig zu einem meist vorübergehenden Kalziummangel. In diesem Fall müssen Patienten für einige Zeit Kalzium und eventuell ein aktiviertes Vitamin-D-Präparat einnehmen. In der Regel normalisiert sich die Funktion der Nebenschilddrüsen innerhalb der ersten sechs Wochen nach einer Operation.
Wie ist die Wundheilung nach einer Schilddrüsenoperation?
PD Dr. Kirsten Lindner: Die Wunde nach erfolgter Schilddrüsenoperation wird mit einer auflösenden Naht mit einem sehr feinen Faden genäht. Das kosmetische Ergebnis ist dabei in der Regel sehr gut. Eine spezielle Wundpflege mittels Narbensalbe ist zumeist nicht notwendig. Nach zwei Wochen kann eine sanfte Wundmassage in kreisenden Bewegungen sowie entlang der Narbe erfolgen mithilfe einer kleinen Menge Feuchtigkeitspflege oder einem Öl. Bei Neigung zu breiter Narbenbildung oder Keloidnarben ist eine Narbenpflege mittels spezieller Narbensalbe oder Silikonpflaster nach ca. vier Wochen zu empfehlen. Für ein optimales kosmetisches Ergebnis sollte die Narbe zudem mindestens sechs Monate vor intensiver Sonnenexposition durch einen Sonnenschutz (LSF 50) geschützt werden.